Die Künstlerin der Kartenmotive

Über die Entstehung der Motive

Der Auftrag für die Gestaltung dieser Karten war für mich etwas völlig Neues und sehr Faszinierendes. Einerseits gab es eine konkrete Symbolvorgabe und andererseits die Möglichkeit, ganz kreativ zu sein.

Da mir die Wahrsagemotive völlig unbekannt waren, begann ich, sie ohne großes Hintergrundwissen als Bildgegenstand zu sehen. Da war also z.B. der Bär nichts mehr und auch nichts weniger als dieses stattliche, imposante Tier.

Als ich mich dann allmählich, aus reiner Neugier, sehr intensiv mit der eigentlichen Bedeutung der Motive beschäftigt hatte, wurde die inhaltliche Gestaltung zunehmend von dem Gedanken beeinflusst, Inhalt und Form so zu verbinden, dass sie den vielen verschiedenen Möglichkeiten gerecht werden, die das Leben in dieser oder jener Situation zu bieten hat.

Je nachdem, wie die Karten zueinander liegen, ergibt sich ja eine neue Variante. Und diese kann durch eine reiche Bildsprache noch differenzierter gedeutet werden. So wählte ich z.B. bei den Fischen auch einen aus, der in seinem tatsächlichen Fischleben seine Kinder bei Gefahr sorgsam im Maul behütet, um zu symbolisieren, dass man fürsorglich auf Geld oder Besitz achten sollte.

Wenn auf der Karte mit den Vögeln Meise und Zeisig vom Eichelhäher bedroht werden und selbst diese zwei kleineren sich voneinander abwenden, möchte ich den Eindruck von Uneinigkeit, Zwietracht und der daraus resultierenden Gefahr vermitteln. Auch, dass diese Gefahr allgegenwärtig ist und uns schnell und kalt erwischt, wenn wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind.

Besonders weit bin ich beim Symbol des Sarges gegangen. Wenn diese Karte auf den Tisch kommt, sieht jeder voll Entsetzen den Tod darin, aber das ist falsch. Eigentlich sind damit einschneidende Veränderungen gemeint – gefährlich, ja, aber nicht zwangsläufig tödlich. Und deshalb wählte ich dieses alte Tor als neues Symbol. Man kann nun selbst entscheiden, ob man daran vorbei geht und hinnimmt, was kommt oder ob man die Kraft aufbringen möchte, es zu öffnen und zu durchschreiten und andere Wege zu probieren.
Würde jetzt die Karte mit den Wegen in der Nähe liegen, wäre die Entscheidung für Neues schon befürwortet. Da gibt es auch noch den Kuckkuck, der einem fremde Eier ins Nest legt. Fremde Probleme, die wir ausbrüten sollen!? Meine Intention war hier, dass es gut wäre, seine schwerwiegenden Probleme mal so zu hinterfragen.

Wenn Sie die Motive verschenken oder versenden möchten, finden Sie für viele Anlässe oder Gegebenheiten nicht nur offensichtliche, sondern auch versteckte Details, die dem Adressaten mehr mitteilen können, als nur ein oberflächliches Bild es vermag. In der Karte, die das Kind symbolisiert, befindet sich z.B. im Baum über dem kleinen Mädchen ein Vogelnest – ein Symbol für Anfang und Geburt. Und neben der Bank steht eine Schale mit Äpfeln, die Frische und Gesundheit unterstreichen sollen.

Ich möchte Ihnen jetzt nicht mit zu vielen Hinweisen die Freude am eigenen Interpretieren der Karten nehmen. Ein Bild besteht für mich aus drei Ebenen: Der ursprünglichen Idee, dem, was aus der Idee dann tatsächlich wird und dem, was der Betrachter aus seiner Welt mit in die Deutung des Bildes hineinbringt. In diesem Sinne freue ich mich auf die Begegnung mit Ihnen.

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